Der Zigeunerbaron
“Trügerisch ist das exotisch gewürzte Amusement des „Zigeunerbarons“. Denn illuster ist die berühmte doppelte Heiratsgeschichte zwischen Zigeunern, Ungarn und Österreichern nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist sie vor allem militärisch – weswegen auch zunächst verwunderlich, dass sie gerade zur friedlichen Weihnachtszeit am Meininger Theater Premiere feiert.
Für einen unterhaltsamen Operettenabend ist militärischer Jubel ein Problem,
das Regisseur Jörg Fallheier auf der Meininger Bühne ebenso unterhaltsam wie pragmatisch löst, in dem er alles Militärische schonungslos der Lächerlichkeit übereignet.
Die Inszenierung ist ganz unverkennbar auf Amusement angelegt – sowohl in der Handlung, als auch in der Ausstattung. Der Theaterbesucher erlebt ein mit pointierter Satire bis ins Detail ausgestattetes Werk, das sowohl die Solisten als auch Chor und Statisterie mit ausgiebiger Spielfreude auf die Bühne zu bringen vermögen. Selten sieht man den Chor mit solcherart schauspielerischen Qualitäten wie in dieser Inszenierung.
Ein stimmgewaltiger Joel Montero gibt bravourös den Herrn Bárinkay – nicht nur in dem berühmten Liedchen „Ja, das alles auf Ehr. . .“ Auch Tenor Stan Meus weiß dem reichen Schweinezüchter Zsupánor ordentlich Charakter zu verleihen. Herrlich Hans-Georg Priese als dümmlich-stotternder Ottokar, der am Ende freilich seine angebetete Arsena (eine kecke Iva Ionova) bekommt. Jana Havranová hat als Zigeunertochter Saffi nicht nur die schönste Stimme, sondern am Ende auch das schönste Kleid. Und Gisela Schubert bekommt für ihre Zigeunerin Czirpa am Ende gerechtfertigt den meisten Applaus.” Meininger Tageblatt, Dezember 2005
Regie: Jörg Fallheier
Meininger Staatstheater 2005